Archiv für den Monat: Oktober 2017

Vormärz Revolutionär Eduard Scriba – Federflug 23 jetzt erhältlich (im Shop)

 

Ausstellung von Fundstücken         

zu Eduard und Ferdinand Scriba (D-Linie)

 

Über Eduard Scriba, 1808 geboren, leider schon 1837 in Liverpool an Blattern gestorben, und seinen 10 Jahre jüngeren Bruder Ferdinand Scriba (D-Linie), gibt es jetzt eine Dokumentation: Ausstellung von Fundstücken A (199 Seiten), kombiniert mit biographischen Texten und Selbstzeugnissen: Ausstellung von Fundstücken B (102 Seiten): 

Ausstellung von Fundstücken

Vormärz-Revolutionär Eduard Scriba,

Decknamen „Schwick“, „Schütz“, „Sator“ und „Pirat“,und sein „kleiner“ Bruder Ferdinand Scriba, Pfarrer                FEDERFLUG 23

 

Recherchiert und zusammengestellt von Regine Cöster-Bondick;                            Familienbund-Scriba/Schreiber-Shop http://shop.scriba-schreiber.de

ab November 2017 zum Druckkosten-Preis bestellbar.
Aktualität des europäischen Gedankens

Der Vormärz-Revolutionär Eduard Scriba, Teilnehmer am Hambacher Fest, am Frankfurter Wachensturm, späterer Präsident des Jungen Deutschland in der Schweiz, schrieb 1835: „Ohne diese Ausdehnung unsrer europäischen Verbindung – ohne Mitwirkung der Patrioten a l l e r Nationen – ohne Freiheit a l l e r europäischen Völker wird die Freiheit der e i n z e l n e n entweder nicht möglich, oder doch immer gefährdet seyn!“ Das klingt auch heute noch sehr aktuell, wenn man sich gegenwärtige Probleme der Europäischen Union vor Augen führt. Die heutigen Lösungsansätze bauen also auf Entwürfen auf, die in unserer Familie vor 182 Jahren schon gedacht wurden.

Wie aktuell der europäische Gedanke im Jahre 2017 ist, lässt sich bei Ulrike Guérot im SPIEGEL-Artikel „Es lebe die europäische Republik!“ (DER SPIEGEL 18/2017, S. 128/129) nachlesen:

„Die europäische Aufgabe von heute ist es, den Sprung raus aus der nationalen Spur ein für alle Mal zu schaffen, den Nationalstaat als bisher einzige Gussform für Demokratie und Sozialstaatlichkeit zu sprengen. Wenn uns das gelingt, kann auch die Neugründung Europas gelingen. Nie waren wir so nah dran.

Der Philosoph Johann Gottlieb Fichte zielte vor rund 200 Jahren darauf, den Impuls von Liberté, Égalité, Fraternité auf das deutsche Einheitsstreben zu übertragen. Seine Reden initiieren einen nationalen Aufbruch, der spätestens mit dem Hambacher Fest 1832 zu einer emanzipatorischen Bewegung wurde, und zwar von unten, getrieben von den Bürgern Deutschlands. Gesucht wird heute ein europäisches Hambach, das in einen europäischen Vormärz mündet – als Aufbegehren gegen Kleinstaaterei und Reaktion!

Wie damals geht es um bürgerliche Opposition gegen die Restauration, um Einheit, Freiheit und Volkssouveränität. Es geht um nichts Geringeres als darum, den europäischen Geist buchstäblich zu verfassen und nicht wieder national abzubiegen. Es geht um ein neues, ein richtiges Europa: ein Markt, eine Währung, eine Demokratie.“

 

Vorstellung von Eduard Scriba zu Beginn der Dokumentation

Die Dokumentation über meinen Ururgroßonkel Eduard Scriba, genannt Schwick, Schütz, Pirat, Sator, und seinen zehn Jahre jüngeren Bruder Ferdinand, meinen Altvater (Ururgroßvater), beginnt wie die Biographie seines Zeitgenossen „Georg Büchner“ (von Hermann Kurzke) – mit einem Steckbrief. Wie Georg Büchner war auch Eduard Scriba ein steckbrieflich Gesuchter. Beide hatten in Gießen studiert. Beide waren in die revolutionären Vormärz-Ereignisse verwickelt. Beide mussten in die Schweiz fliehen. Beide starben 1837.

Der damalige Schriftleiter Otto-Adolf Scriba (OAS) kommentiert:

 

Hier das gezeichnete Bild aus den Familienblatt(FB)-Ausgaben 1927, 1937 und 1984 mit einem Fehler in der Bild-Unterschrift: Eduard wurde nicht in Schwickartshausen geboren, sondern in Ulrichstein, kam aber als Student aus Schwickartshausen und wurde deshalb „Schwick“ genannt.

Schriftdeutung (FB 107/1937, S. 6) führt uns ebenfalls ein freundlicher Bild von Eduard vor:
 Unsere Verdener Vetternschaft“ meint meinen Vater Eberhard Bondick, der diesen Steckbrief-Fund im Verdener Heimatmuseum gemacht hatte. In diesem FB 224 wird zum letzten Mal für lange Zeit Eduard erwähnt, obwohl OAS  in FB 221, in dem er ausführlich über den Frankfurter Wachensturm berichtet (siehe Kapitel 3.7 der Dokumentation), ankündigte, mehr darüber berichten zu wollen. Was dann aber nicht geschah.

Wer war Eduard Scriba? Hier drei unterschiedliche Charakterisierungen:

Der Denunziant Conrad Kuhl:  Eduard Scriba – ein „höchst verwegener und gefährlicher Mensch“ – festgehalten im „Vortrag in Untersuchungs-Sachen wider die Theilnehmer an revolutionären Umtrieben in der Provinz Oberhessen“ von Martin Schäffer (Untersuchungsberichte, S. 257-346, hier: S. 319. Gießen, Ende Dezember 1837, revidiert 1838. – Johann Konrad Kuhl (1794–1855), Landwirt in Butzbach war der Denunziant, der den Frankfurter Wachensturm verriet, später auch Georg Büchner als Verfasser des Hessischen Landboten und die Mitglieder der „Gesellschaft der Menschenrechte“; vgl. Georg Büchner-Portal).

 

Im Findbuch Georg Fein (S. 352) ist zu lesen: Scriba war „führendes Mitglied des Jungen Deutschland (in Lausanne), Präsident des 2. und 3. Komitees des Jungen Deutschland, sozialbetonter Demokrat (mit Sozialprogramm).“

 

Und so sieht ihn sein Freund Hermann Wiener, der nach Eduards Tod schreibt: „Schwick war einer der trefflichsten Menschen, die ich gekannt, voll wissenschaftlichen Triebs und ästhetischen Sinn(es), doch vor allem zum Freiheitskämpfer erlesen“ (Wieners Lebenserinnerungen, S. 363–406, hier S. 391).

31/1908, S. 4-6, einen Beitrag über das Stammbuch seines Großvaters und zitierte den Eintrag von Eduard.

 

„Fundstücke“ für eine „Eduard-+Ferdinand-Scriba-Ausstellung“

Als mein Vater Eberhard Bondick sich in den 70-er/80-er Jahren des letzten Jahrhunderts mit Eduard Scriba beschäftigte, war er geradezu begeistert von der möglichen Bekanntschaft Eduards mit Georg Büchner. Seine Begeisterung wirkte ansteckend auf mich.

Im Studium hatte ich mich mit Büchner beschäftigt. Ob mein Ururgroßonkel Eduard und Georg Büchner sich tatsächlich auch gekannt hatten?

Sie kannten dieselben Leute: August Becker, Hermann Wiener, Friedrich Ludwig Weidig, die Zeuner-Brüder, die Braubach-Brüder, die Soldan-Brüder … – Revolutionäre und Weggefährten von beiden.

Eduard kannte Karl Schapper, der später ein guter Bekannter von Marx und Engels wurde. Wäre Eduard Kommunist geworden, wenn er länger gelebt hätte?

Natürlich interessieren mich auch die historischen Vormärz-Ereignisse und die Rolle, die Eduard dabei gespielt hat. Wie kam er dazu, ein Revolutionär zu werden?

Und wie hat Eduards Bruder, der zehn Jahre jüngere Ferdinand, mein Altvater, der 82 Jahre alt wurde, die revolutionären Ereignisse erlebt und verarbeitet?

Mein Vater Eberhard Bondick hatte „Fundstücke“ über Eduard und Ferdinand für sein Archiv gesammelt, manches habe ich gefunden. Erstaunlich, wie viel da zusammengekommen ist, und wie viele Aspekte der Eduard-Geschichte beleuchtet werden können.

Für diese Dokumentation, die ich mir wie einen „Ausstellungsrundgang“ vorstelle, will ich das, was ich beim Stöbern interessant fand, so „original“ wie möglich zeitlich geordnet wiedergeben und in den historischen Kontext der Vormärz-Ereignisse stellen.

Ich bin beim Suchen und Zusammenstellen also nach meinem Interesse vorgegangen und nach Anregungen von Professor Dr. Burghard Dedner, Marburg, der das Georg-Büchner-Portal betreut und Eduard Scriba für würdig befand, darin aufgenommen zu werden, und von Dr. Andreas Volkmer, der in Marburg promovierte und mir wertvolle Literatur- und Quellenhinweise gab. Die Schriftleiterin des Familienbundes Karin Scriba hat mich tatkräftig unterstützt. Das Staatsarchiv Darmstadt stellte mir aus dem dort hinterlegten Scriba-Archiv Original-Dokumente auf DVD zur Verfügung. Weitere digitalisierte Original-Dokumente stammen aus den schweizerischen Staatsarchiven Bern, Zürich und Basellandschaft und aus dem niedersächsischen Landesarchiv Wolfenbüttel (Georg-Fein-Archiv).

Am meisten geholfen hat mir mein Mann Dr. Oskar Cöster mit seinem Interesse, seiner Ermutigung, seinen umfangreichen philosophischen, literarischen und historischen Kenntnissen und seinem Vorhaben, Eduard ein literarisches Denkmal zu setzen. Gefreut hat mich auch das Interesse meines Sohnes Till Cöster, der vielleicht einmal Episoden aus dem Leben der Scriba-Brüder in einem Film gestalten wird.

Manche Dokumente sind im Text und in den Fußnoten sehr umfangreich übernommen. Außerdem gibt es – durch meine Arbeitsweise bedingt – inhaltliche Doppelungen, Wiederholungen, Ähnlichkeiten – ja, sogar auch Widersprüchliches. Das liegt daran, dass ich die Menge und Vielfalt der Fundstücke den „Ausstellungsbesuchern“ zur Verfügung stelle, sie mit ihnen teilen möchte. Sie müssen entscheiden, was sie interessiert, wo sie verweilen wollen, und wo sie etwas überspringen. Sie müssen ihre eigenen Schlüsse ziehen und die Ausstellungsstücke bewerten!

Personen und historische Ereignisse werden vorgestellt, wenn sie im Leben der Scriba-Brüder auftauchen und wichtig werden – entweder in eigenen Kapiteln oder in Fußnoten.

In Kapitel 9 wird die Nähe zu Georg Büchner ausführlich betrachtet, und in Kapitel 10 lade ich ein zum „Nach-Denken“.

Längere Texte, die die Brüder selbst verfasst haben, und biographische Texte sind unter „Eduard und Ferdinand Scriba in Biographien und Selbstzeugnissen“ zusammengestellt und als eine eigene Abteilung zu lesen, wenn man das Buch umdreht. Man kann auch dort mit dem Lesen beginnen, wenn man sich einen unmittelbaren Eindruck aus den Selbstzeugnissen verschaffen will.

 

So weit aus der Dokumentation. Wer nun Lust bekommen hat auf den „Ausstellungsrundgang“ (Dokumentation, Biographisches, Selbstzeugnisse) kann über den „Shop“ bestellen.

 

Hamburg, Oktober 2017,  Regine Cöster-Bondick

1 Eduard Scriba Titel+Inhalt Dokumentation